Wenn es um Nachhaltigkeit, Forschung und die kluge Nutzung heimischer Ressourcen geht, gehört die Hopfenpower GmbH aus Wolnzach zu den Vorreitern in der Hallertau. Unter der Leitung von Dipl.-Ing. Horst Korger widmet sich das Unternehmen einem spannenden Thema: der stofflichen Verwertung bislang kaum genutzter Hopfenreste – und der Entdeckung wertvoller Inhaltsstoffe wie Xanthohumol, die medizinisch großes Potenzial besitzen.
Die Hopfenpower GmbH wurde 2009 gegründet und hat sich darauf spezialisiert, aus Hopfenbiomasse neue, nachhaltige Materialien zu gewinnen. Dabei geht es nicht um das Bierbrauen, sondern um die Nutzung der Pflanzenteile, die sonst als Abfall gelten würden – Stängel, Blätter und Fasern.
Diese Naturstoffe werden zu Werkstoffen, Platten und Matten verarbeitet, die in Bau, Landwirtschaft oder Umwelttechnik Verwendung finden. Das Konzept: Kreislaufwirtschaft konsequent gedacht. Statt Hopfenreste zu entsorgen, werden sie in den Stoffkreislauf zurückgeführt – als wertvolle Rohstoffe mit ökologischem und wirtschaftlichem Nutzen.
Für Geschäftsführer Horst Korger ist dieser Ansatz Herzenssache. Der Diplomingenieur steht für nachhaltige Entwicklung, Ressourcenschonung und die Verbindung von traditioneller Landwirtschaft mit moderner Technologie.
„Wir sehen Hopfen nicht nur als Bierrohstoff, sondern als vielseitige Nutzpflanze mit enormem Potenzial – ökologisch wie medizinisch“, betont Korger.
Besonders in den letzten Jahren ist ein Inhaltsstoff des Hopfens in den Fokus der Wissenschaft gerückt: Xanthohumol. Das gelblich gefärbte Flavonoid gehört zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen und kommt vor allem in den Hopfendrüsen vor. Es ist kein Zufall, dass Hopfen seit Jahrhunderten in der Volksmedizin als beruhigend und entzündungshemmend gilt – Xanthohumol könnte einer der Schlüssel dafür sein.
Antioxidativ – Xanthohumol fängt freie Radikale ab und schützt Zellen vor oxidativem Stress.
Entzündungshemmend – Es hemmt Signalwege, die an chronischen Entzündungsprozessen beteiligt sind.
Antikanzerogen – In Zellkultur- und Tierstudien zeigte der Stoff eine hemmende Wirkung auf das Wachstum bestimmter Tumorzellen.
Metabolisch aktiv – Studien deuten auf positive Effekte bei Fettstoffwechsel, Fettleber und Typ-2-Diabetes hin.
Immunmodulierend – Erste Daten zeigen, dass Xanthohumol über das Darmmikrobiom Entzündungsreaktionen beeinflussen kann.
Diese Erkenntnisse stammen größtenteils aus Labor- und Tierexperimenten. Doch auch klinische Studien beim Menschen liefern erste vielversprechende Ergebnisse.
In der sogenannten XMaS-Studie (Xanthohumol Microbiome and Signature Trial) erhielten gesunde Probanden über acht Wochen täglich 24 mg Xanthohumol oder ein Placebo. Das Ergebnis: Der Wirkstoff war sicher, gut verträglich und zeigte interessante Veränderungen in Entzündungsparametern und Mikrobiomprofilen.
Ein weiteres Projekt untersucht die Anwendung bei Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Hier steht die Frage im Mittelpunkt, ob Xanthohumol Entzündungen im Darm lindern und die Darmflora günstig beeinflussen kann.
Die Studienlage wächst – und mit ihr die Hoffnung, dass der Hopfenwirkstoff eines Tages gezielt in der Prävention und Therapie chronischer Erkrankungen eingesetzt werden kann.
Die Hopfenpower GmbH könnte in diesem Feld eine entscheidende Rolle spielen. Denn das Unternehmen verfügt über die Technologie und das Know-how, um Hopfenreste als Rohstoffquelle für bioaktive Substanzen wie Xanthohumol aufzubereiten.
Statt Pflanzenreste einfach zu entsorgen, können sie als Ausgangsmaterial für medizinische Extrakte dienen. So entsteht ein doppelter Mehrwert: weniger Abfall – und mehr Gesundheit.
Die Vision: Eine nachhaltige Wertschöpfungskette vom Hopfenfeld bis zum Wirkstoff, die regionale Wirtschaft, Umwelt und Forschung gleichermaßen stärkt.
Trotz des großen Potenzials ist wissenschaftliche Vorsicht geboten. Noch fehlen groß angelegte klinische Studien, die eine therapeutische Wirksamkeit beim Menschen eindeutig belegen. Auch Fragen zu Dosierung, Bioverfügbarkeit und Langzeitsicherheit sind offen.
Klar ist jedoch: Xanthohumol ist ein faszinierender Naturstoff mit Zukunft. Die bisherigen Ergebnisse sind so vielversprechend, dass internationale Forschungsgruppen den Stoff mittlerweile als „Hope from Hops“ bezeichnen.
Was Dipl.-Ing. Horst Korger und die Hopfenpower GmbH in Wolnzach tun, steht exemplarisch für die Verbindung von Innovation und Nachhaltigkeit. Sie zeigen, dass im traditionellen Hopfenanbau noch ungeahnte Potenziale schlummern – ökologisch, wirtschaftlich und medizinisch.
Xanthohumol ist dabei mehr als nur ein interessanter Wirkstoff. Es ist Symbol für eine neue Denkrichtung: Weg vom Wegwerfen, hin zum Nutzen. Vom Hopfenfeld in die Forschungslabore. Vom Nebenprodukt zur Gesundheitsquelle.
Oder, wie Horst Korger es formulieren könnte: „Hopfenpower bedeutet, das Beste aus unserer Natur zu holen – mit Verantwortung und Verstand.“
Autor: Redaktion Wissenschaft & Innovation Quellen: Hopfenpower GmbH, LfL Bayern, Universität Wien, PubMed, MDPI, Trials Journal, BarthHaas GmbH, Webvalid.de